01.06.2022

ANgeDACHT: Juni 2022

Die Arbeit läuft dir nicht davon...

"Die Arbeit läuft dir nicht davon, während du deinen Kindern den Regenbogen zeigst, aber der Regenbogen wartet nicht, bis du mit der Arbeit fertig bist." (aus China)

Kennt Ihr das, Ihr seid mitten in einer Tätigkeit intensiv vertieft. Es steckt auch Zeitdruck dahinter, weil es fertig werden muss und dann kommt ein lieber Mensch durch die Tür und fragt: „Kannst du mal eben mir helfen, die Knoten zum Bündeln der Zeitungen zu binden“. Ausgerechnet jetzt, muss das sein. Kann das nicht nachher oder morgen geschehen. Ich spüre wie Unwillen in mir aufsteigt. Wer angespannt ist, den machen solche Unterbrechungen zu schaffen, zerren an den Nerven. Aber sind wir doch mal ehrlich, sind es wirklich die Störungen, die uns das Problem bereiten. Eigentlich ist es doch die Anspannung, mit der wir oft in unserem Alltag unterwegs sind. Wie wäre es, wenn wir Störungen als eine heilsame Unterbrechung verstehen würden, als Zeit zum Anhalten, Durchatmen, Aufschauen. Ich muss gestehen, dass ich die Erfahrung machen musste, wenn ich mich gleich konzentriert der „Störung“ widme, dann kostet sie weniger Kraft und Energie und ich finde einen Moment Abstand zu dem, was mich gerade so gebunden hat. Allerdings musste ich auch erst an mir arbeiten, dass aus meinem Unwillen eine Akzeptanz sich entwickeln konnte. Und steckt in unserer Anspannung nicht auch der Anspruch, ich muss es doch im Griff haben? „Gott suchen in allen Dingen“ hat Ignatius von Loyola formuliert. Gott vertrauen auch in den alltäglichsten Dingen unseres Alltags, darauf vertrauen, dass es auch gut werden kann, wenn ich es loslasse, wenn ich es nicht im Griff habe. Viele, die mit schweren Krankheiten ringen, müssen ganz neu sich dem Begriff Vertrauen stellen. Sich Zeit nehmen für die „Störung“ eines Regenbogens nach einem prasselnden Starkregen. Er wartet nicht auf uns. Es tut unserer Seele gut, sich unterbrechen zu lassen. Gerade auch in unserer Zeit der Pandemie ist es wichtig, dass wir auf unsere Seele achten und ihr Gutes tun. Manchmal geht es einfach darum, sich unterbrechen zu lassen und sich an das kindliche Vertrauen erinnern lassen: „Macht euch keine Sorgen, … denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht“ (Mat 6,31+31). Vielleicht ist der liebe Mensch, der euch so „harsch“ aus eurer Arbeit reißt ja ein „Engel“, der euch den Regenbogen zeigen will und sei es nur als Bild auf einer Zeitung, die ihr bündeln sollt.

Jürgen Brandt

(Mitglied der Leitung der Heliand Bruderschaft)

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