Abschied von James – ein besonderer Mensch sagt "Auf Wiedersehen"
Am vergangenen Sonntag schien selbst das Wetter nicht so recht zu wissen, wie es sich verhalten sollte: Sollte die Sonne strahlen oder sollten dunkle Regenwolken über der Christuskirche aufziehen? Ganz ähnlich ging es auch den zahlreichen Menschen, die zur Verabschiedung von James gekommen waren. Sollten sie traurig sein, weil James nach 16 Jahren als Jugendreferent das EJW Bad Homburg verlässt? Oder fröhlich über die vielen gemeinsamen Erlebnisse, die Spuren, die er hinterlässt, und die Erinnerungen, die bleiben?
Auch wenn einige Tränen flossen, überwogen doch die Dankbarkeit und Freude über die gemeinsame Zeit – sei es im EJW oder in Kenia, wo viele gemeinsam mit James sein Herzensprojekt Home Care International besucht haben.
James hat in seiner Zeit im EJW unzählige junge Menschen geprägt. Das war im Gottesdienst und in den anschließenden Beiträgen deutlich zu spüren. Seine Begeisterung, seine Herzlichkeit und sein lebendiger Glaube haben Spuren hinterlassen, die bleiben.
Danke, James, für deine Zeit im EJW!
Für deinen ansteckenden Glauben, deine wertvolle Gemeinschaft und vor allem deine absolute Begeisterung für das, was du tust.
Wir wünschen dir alles Gute und Gottes musikalischen Segen für deinen weiteren Weg!
Frauke Rothenheber
Auszug aus der Predigt von Milena Papenbrock, Ehemalige Mitarbeiterin des EJW Bad Homburg e.V. und heute Pfarrerin in Frankfurt:
"Lieber James, heute soll es natürlich nicht primär um deine Arbeit für Home Care International gehen, sondern um deine 16 Jahre beim EJW Bad Homburg. Aber da du, deine Heimat, deine ehrenamtliche Arbeit für Home Care und dein Hauptamt hier bei uns doch schon immer stark miteinander verknüpft waren, stehen die groß gewachsenen Bäume nicht nur für das, was du Großes in Kenia bewirkt hast, sondern auch für deinen unermüdlichen Einsatz hier vor Ort. Für deinen Einsatz als „Mitarbeiter Gottes“, der gepflanzt, gesät und begossen hat. So, wie Paulus es in einem Brief an die Korinther beschreibt.
Im 1. Korintherbrief Kapitel 3 heißt es:
5 Wer ist denn schon Apollos oder Paulus, dass ihr euch deshalb streitet? Wir sind doch nur Diener Gottes, durch die ihr zum Glauben gefunden habt. Jeder von uns hat lediglich getan, was ihm von Gott aufgetragen wurde.
6 Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen, aber Gott hat das Wachstum geschenkt.
7 Es ist nicht so wichtig, wer pflanzt und wer begießt; wichtig ist allein Gott, der für das Wachstum sorgt.
8 Von Gottes Mitarbeitern ist einer so notwendig wie der andere, ob er nun das Werk beginnt oder weiterführt. Jeder wird von Gott den Lohn für seine Arbeit bekommen, der ihm zusteht.
9 Wir sind Gottes Mitarbeiter, ihr aber seid Gottes Ackerland und sein Bauwerk.
Ähnlich wie die Gemeinde in Korinth, an die Paulus seinen Brief schrieb, befand sich das EJW Bad Homburg 2009 in keiner leichten Situation. Die Korinther Gemeinde war von Spaltungen, Streit und Konkurrenz geprägt, das EJW HG von einer erneuten Vakanz, die vor allem für den ehrenamtlichen Vorstand viel Arbeit bedeutete sowie von einem Generationenwechsel in der Mitarbeiterschaft, die einige Jahre lang nur wenig Nachwuchs erhielt. Darüber hinaus fehlte es vor allem an inhaltlichem und theologischem Input, an Orientierung, an neuen und kreativen Ideen in einer Zeit, in der „klassische“ Jugendarbeit immer weniger funktionierte. In dieser Situation kamst du, lieber James, zu uns. Zum 1.6.2009 hast du dich dazu entschieden, als Gottes Mitarbeiter, als Diener Gottes deine Talente und Gaben beim ejw Bad Homburg einzubringen. 10 Jahre wolltest du bleiben, so sagtest du mir kürzlich nochmal, und nun sind es doch fast 20 geworden.
Als Mitarbeiter Gottes hast du dich unserer und der eben genannten Herausforderungen angenommen. Alte Pflänzchen, die keine Frucht mehr brachten, verabschiedet, die Erde gepflügt, um die Voraussetzungen für Neues zu schaffen, gesät, gepflanzt und mit ganz viel Geduld und Ausdauer begossen.
Und dieser ganze Prozess war nicht immer einfach. Deine Äcker, die Bad Homburger Gemeinden, sind allesamt sehr charakterstark, traditionsbewusst und stets auf ihre Außenwirkung bedacht. Da einen kühlen Kopf zu bewahren, war manchmal nicht ganz einfach. Für dich galt es, harte Erde zu durchbrechen und das mit deinem kulturellen Hintergrund, der für die meisten Bad Homburger eine ganz, ganz andere Welt darstellt.
Du hast es jedoch geschafft, deinen Platz in Bad Homburg zu finden und mit ganz viel Selbstbewusstsein, Charisma und Charme unsere Gewohnheiten und unsere Sicht auf die Welt regelmäßig herauszufordern. Neu zu denken, Neues zu wagen und vor allem nicht den Blick zu verlieren, auf das, was eigentlich zählt bzw. wer hinter all dem steht:
Ich habe gepflanzt, aber Gott hat das Wachstum geschenkt.
Es ist Gott, der uns beauftragt, zu pflanzen, zu giessen, zu „beackern“, aber es ist auch Gott, der für das Wachstum sorgt. Das braucht ganz viel Vertrauen, gerade, wenn die Saat mal nicht so schnell Früchte zeigt, wie erhofft.
Lieber James, dieses Vertrauen, dein Gottvertrauen und dein fest verwurzelter Glaube haben mich schon immer beeindruckt. Tief und ehrlich sind deine Andachten, deine theologischen Angebote inspirierend, dein Händchen für Gebet und Musik ganz besonders. Gerade wir nüchternen evangelischen Christen und Christinnen können das gebrauchen, was du uns mitgebracht hast: Lebendigkeit und die Motivation, Gott zu loben und zu feiern. Dein Glaube ist geradezu ansteckend – und so hat es dich in den letzten Jahren immer dann besonders berührt, wenn du in Gesprächen und beim gemeinsamen Beten miterleben durftest, wie Glaube gewachsen ist und wie Gott noch heute handelt. Über die letzten 16 Jahre hast du viele von uns „Pflänzchen“ wachsen und reifen gesehen, als Christen und als Menschen. Und daran knüpft eine weitere Gabe von dir an, die ich auch noch hervorheben möchte.
Du würdest Paulus wahrscheinlich widersprechen, wenn er sagt:
7 Es ist nicht so wichtig, wer pflanzt und wer begießt; wichtig ist allein Gott, der für das Wachstum sorgt.
Doch! Ohne Gottes Anteil kleinreden zu wollen, würdest du vermutlich sagen: Doch, es ist wichtig, wer pflanzt und wer begießt. Denn dir ging es nie nur darum, Arbeit erledigt zu bekommen, sondern immer um uns als Menschen – und nicht nur als Mitarbeiter - und um ein gutes Miteinander. Von Tag 1 an hast du in gute Beziehungen investiert und das ist es auch, was dich schlussendlich dazu bewogen hat, doch viel länger als deine angedachten 10 Jahre zu bleiben: tiefe, langjährige Freundschaften und ein großes Vertrauen ineinander. Du bringst uns gegenüber nicht nur eine große Wertschätzung und viel Zutrauen mit, sondern an erster Stelle immer ein offenes Ohr, ein heißes Getränk – chai – und ein ganz großes Interesse an dem, was jeden einzelnen von uns ausmacht und was uns wichtig ist.
8 Von Gottes Mitarbeitern ist einer so notwendig wie der andere
heißt es weiter bei Paulus, da seid ihr euch dann wieder einig. Jeder zählt, jeder kann an Gottes Ackerland bauen und am Besten funktioniert es gemeinsam. Und deshalb ist auch völlig klar, dass dein Weggang eine ganz große Lücke hinterlassen wird, ein tiefes Loch, das es Schritt für Schritt neu zu bepflanzen gilt.
Bei Paulus heißt es in zwei letzten Versen:
10 Gott hat mir in seiner Gnade den Auftrag und die Fähigkeit gegeben, wie ein geschickter Bauleiter das Fundament zu legen. Doch andere bauen nun darauf weiter. Und jeder muss genau darauf achten, wie er diese Arbeit fortführt.
11 Das Fundament, das bei euch gelegt wurde, ist Jesus Christus.
Unsere Arbeit als Evangelisches Jugendwerk fußt auf Jesus Christus. Und das dürfen wir nicht aus den Augen verlieren. Unser Fundament, Grund und Ziel unseres Seins und unseres Ehrenamtes. Gemeinsam an Gottes Reich auf Erden bauen, das ist unser Auftrag.
Du hast dieses Fundament die letzten 16 Jahre stark gemacht, vorgelebt und nie aus den Augen verloren.
Und jetzt gilt es für uns, darauf aufzubauen, weiterzubauen, so heißt es bei Paulus.
Mit vereinten Kräften, mit Mut und Ausdauer und mit einer ordentlichen Portion Hoffnung, um bei all den aktuellen Umstrukutrierungsprozessen, den Einsparungen und allen anstehenden Veränderungen nicht die Motivation zu verlieren, gemeinsam Gottes Ackerland zu pflegen und weiterzubauen.
Für euch als ehrenamtlicher Vorstand werden die kommenden Wochen und Monate ohne direkten Nachfolger oder Nachfolgerin von James eine große Herausforderung.
Aber ihr werdet es schaffen, so wie vor 16 Jahren auch schon einmal.
Denn das Fundament ist gelegt.
Und so schauen wir mit ganz viel Dankbarkeit für dich und deine Arbeit, lieber James, zurück – und mit ganz viel Hoffnung auf das, was nun kommt, nach vorne.
Wir lassen dich nur ungern gehen, aber für dich geht es nun in Richtung Himmel – den Himmel auf Erden natürlich ;-)
Du freust dich sehr auf deinen neuen Wirkungsort. Der Himmelsfels in Spangenberg. Ein Ort internationaler Gastfreundschaft, ein Ort zum Brückenbauen, ein Ort, um gemeinsam Glaube zu leben. Du wirst deine Gaben und Talente nun an diesem besonderen Ort einsetzen können und fruchtbar machen. Du wirst dort weiterbauen – an Gottes Acker. Du wirst wieder pflügen, säen, pflanzen – und mit viel Geduld begießen. So wie du es auch hier bei uns getan hast. Und wiederum wird deine Arbeit dort – und natürlich weiterhin auch in Kenia - Früchte tragen, da bin ich mir sicher – denn uns wird zugesagt:
Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen, aber Gott schenkt Wachstum.
Lieber James, für deinen Neuanfang wünschen wir dir nur das Beste. Wir werden dich vermissen – aber das, was dir immer besonders wichtig war, die Freundschaften und Beziehungen, die werden bleiben. Und dafür sind wir dankbar.
Alles, alles Gute und vor allem Gottes reichen Segen für deinen weiteren Weg.
Amen."