Das Gleichnis vom Hausbau - Verabschiedung von Frank Langner
„Damit du die Orte und vor allem die Menschen nicht vergisst, mit denen du im EJW unterwegs warst und die du in dieser langen Zeit begleitet hast, haben wir dir einen Wegweiser gebaut. Wir hoffen, dass er einen Platz in deinem Garten findet und dich so immer mal mit deinen Gedanken auf Reisen gehen lässt und du zum Schmunzeln kommst, wenn die Erinnerungen dich dann einholen.“
Und Erinnerungen an Menschen und Orte hat Frank sicher viele – nach 31 Jahren im Evangelischen Jugendwerk. Von vielen Veranstaltungen, Freizeiten, Aktionen und persönlichen Erlebnissen wurde an diesem besonderen Tag erzählt und berichtet. Mit strahlenden Augen und oft auch mit Tränen in den Augen.
Beim Verabschiedungsgottesdienst in der Ev. Kirche in Oberstedten haben sich viele Menschen zusammengefunden, die Frank im EJW begleitet haben. Aber auch Freund*innen und seine Familie sind gekommen. Durch das Anspiel wurde bald klar: Es geht um das Bauen - und dann hoffentlich nicht auf Sand. In der Predigt wurde von Annika und Milena hervorgehoben, was für ein guter Hausbauer Frank war. Sie lasen das Gleichnis vom Hausbau und meinten dann: „Lieber Frank – ich kann dich beruhigen – sofort waren wir uns alle einig, dass du als LdM EINDEUTIG der erste Baumeister warst, der Kluge, der sein Haus – also seine Arbeit – auf Fels gebaut hat, auf sicherem Grund. Auf das Fundament kommt es an. Lieber Frank, das Fundament deiner Arbeit war dein Glaube. Dein Glaube an Gott und Gottes Wort, an die einfache und doch so schwierige Botschaft „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ und an die christliche Gemeinschaft, in der Glaube geteilt und gelebt werden kann. Dir war es immer wichtig, den Glauben „einfach“ zu halten, aber stets ehrlich und aufrichtig. Dein Gottvertrauen wurde zum Fundament deines Hauses, deiner Arbeit, und trug dich in den letzten Jahren auch durch schwere Zeiten.
Auch die anderen Schritte bei einem Hausbau sind wichtig:
Schritt 2: Wände errichten
Schritt 3: Tür- und Fensteröffnungen
Schritt 4: Dachkonstruktion
Zusammenfassend lässt sich also ganz klar sagen: Wer auf Frank baut, baut nicht auf Sand. Das durften wir immer wieder erfahren durch deine sehr verlässliche Arbeitsweise, deine Gabe, Beziehungen zu gestalten und wachsen zu lassen, durch das Einhalten von Absprachen und Zusagen und durch deine detaillierten Vorbereitungen. Und dabei warst du stets ein verlässlicher Ansprechpartner - in allen Lebens- und EJW-Situationen.“
Im Anschluss ging es nach Haus Heliand, dem Freizeitheim des EJWs, mit einer Feierstunde im Schatten der Linden und einem schönen Grillfest weiter. Hier wurde gesungen, Geschenke wurden überreicht, Geheimnisse über Frank wurden gelüftet und wir alle haben gespürt: Frank hinterlässt große Spuren im EJW.
Vieles ist an diesem Tag gesagt worden und es hätte auch noch viel mehr sein können. Daher: DANKE, lieber Frank.
Frauke Rothenheber
P.S. Die Bilder sind von Ulrich Köster und Elinor Plößer und die Predigt könnt ihr unter den Slider nochmal durchlesen.
Predigt Franks Verabschiedung: „Bau dein Haus nicht auf Sand...“ - 22.06.2025 von Milena und Annika
Lieber Frank,
als wir begonnen haben, uns Gedanken über deine Verabschiedung zu machen, musste ich ziemlich schnell an einen Moment zurückdenken, den ich mit dir erleben durfte. Als ich 2016 mit dir auf dem Teamleiterkurs war, gab es unter anderem auch eine Einheit zu verschiedenen Leitungspersönlichkeiten, die etwas karikiert dargestellt wurden. Und du, lieber Frank, hattest die Ehre, die eierlegende Wollmilchsau darzustellen. Damals war mir der Begriff tatsächlich noch fremd und ehrlicherweise war er mit noch etwas fremder, weil ich ihn so gar nicht damit in Verbindung gebracht hätte, wie ich dich ansonsten auch schon auf Ausbildungskurs oder an anderen Stellen des EJW erleben durfte.
Lieber Frank, heute ist ein Tag, an dem wir zurückblicken: gemeinsam, aber auch jeder für sich wird Erinnerungen vor Augen haben, die mit dir und deiner Arbeit, die du die letzten Jahre für das EJW Hessen geleistet hast, zusammenhängen. Und auch wir wollen heute die Chance nutzen, sowohl zurück zu blicken und einen Moment inne zu halten als auch den Ausblick nach vorne zu wagen.
Im Anspiel konnte man vielleicht schon erahnen, welchen Bibeltext wir für diese Predigt ausgesucht haben: das Gleichnis vom Hausbau. Es steht in Matthäus 7, am Ende der Bergpredigt.
Ich lese es euch einmal vor:
24 »Wer nun auf das hört, was ich gesagt habe, und danach handelt, der ist klug. Man kann ihn mit einem Mann vergleichen, der sein Haus auf Fels baut.
25 Wenn ein Wolkenbruch niedergeht, das Hochwasser steigt und der Sturm am Haus rüttelt, wird es trotzdem nicht einstürzen, weil es auf Felsengrund gebaut ist.
26 Wer sich meine Worte nur anhört, aber nicht danach lebt, der ist so unvernünftig wie einer, der sein Haus auf Sand baut.
27 Denn wenn ein Wolkenbruch kommt, die Flüsse über ihre Ufer treten und der Sturm um das Haus tobt, wird es einstürzen; kein Stein wird auf dem anderen bleiben.«
Jesus beschreibt zwei Baumeister. Einer ist klug, denn er baut sein Haus auf Fels. Ein solches kann allen Widrigkeiten und Naturgewalten standhalten.
Der andere Baumeister hingegen ist „unvernünftigt“, „dumm“, denn er baut sein Haus auf Sand. Regen, Fluten und Stürme bringen dieses Haus leicht zum Einstürzen, so, wie wir es gerade im ersten Teil des Anspiels gesehen haben.
Lieber Frank – ich kann dich beruhigen – sofort waren wir uns alle einig, dass du als LdM EINDEUTIG der erste Baumeister warst, der Kluge, der sein Haus – also seine Arbeit – auf Fels gebaut hat, auf sicherem Grund. Aber wie hast du das eigentlich gemacht?
Am 1. September 2008, als du nach deiner Tätigkeit als Hauptamtlicher beim EJW Darmstadt Leiter der Mitarbeiterschaft wurdest, hättest du dich vielleicht über eine konkrete Schritt-für-Schritt-Anleitung gefreut. Denn du bist jemand, der gerne plant und „schon immer sein Leben durchgeplant hat“, so sagtest du mir kürzlich nochmal, aber für diese große, neue und vor allem vielfältige Aufgabe, gab es nicht den einen Plan. Es gab natürlich Erfahrungswerte deiner Vorgängerin, Irmela Dickel, aber doch will man ja sein eigenes Haus bauen. Dinge abreißen, um neu zu bauen, anzubauen, auszubauen.
Also legtest du los – ohne Anleitung. Vielleicht hast du intuitiv so gebaut, wie es schon zu Jesu Zeiten üblich war. Wie damals gebaut wurde, haben wir uns mal von Chat GPT ausspucken lassen.
Schritt 1: Das Fundament
Eine flache Grube graben.
Mit groben Steinen auffüllen und mit gestampfter Erde verdichten.
Dieser erste Schritt ist besonders wichtig, lebensnotwendig, wie wir in dem Gleichnis gehört haben. Auf das Fundament kommt es an. Lieber Frank, das Fundament deiner Arbeit war dein Glaube. Dein Glaube an Gott und Gottes Wort, an die einfache und doch so schwierige Botschaft „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ und an die christliche Gemeinschaft, in der Glaube geteilt und gelebt werden kann. Dir war es immer wichtig, den Glauben „einfach“ zu halten, aber stets ehrlich und aufrichtig. Dein Gottvertrauen wurde zum Fundament deines Hauses, deiner Arbeit, und trug dich in den letzten Jahren auch durch schwere Zeiten.
Schritt 2: Wände errichten
Trockenmauertechnik: Steine übereinanderschichten und mit Lehm fixieren.
Nach dem Fundament werden die Wände errichtet. Nun hat man eigentlich schon einen Ort, an dem man sich zusammenfinden kann, eine „Versammlungsfläche“. Und die brauchtest du, denn wie gerade schon angedeutet, war dir die Gemeinschaft schon immer sehr wichtig. Leben teilen, aneinander teilhaben und verlässlich füreinander da sein. Spaß haben, sei es beim gemeinsamen Getränk im Münchner Biergarten oder beim Zocken von Wizard&Co abends auf dem Ausbildungskurs, mit dir wurde es nie langweilig. Der persönliche Kontakt zu uns Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen hatte für dich immer eine hohe Priorität, sowie die Verlässlichkeit bei Planungen und Absprachen. Mir ganz persönlich hat es immer sehr viel Spaß gemacht, mit dir zu telefonieren, Freizeiten und Gesprächsgruppen zu planen und durchzuführen.
Aber wie das innerhalb eines Hauses auf engem Raum nun einmal so ist, gab es in deiner Zeit als LdM hier und da auch Konflikte und Herausforderungen. Ganz präsent war da z.B. die Frage, wie das EJW mit den verschiedenen Glaubensprofilen umgehen sollte, die die Mitarbeitenden und die Ortswerke mitbrachten. Da die Fäden zusammenzuhalten und miteinander in den Dialog zu gehen, gerade für dich als Teamplayer, der gerne seine Herde zusammenhält, war nicht immer einfach. Und auch die Frage nach der Beziehung von Ortswerken und EJW Hessen, stand immer wieder im Raum.
In solchen Momenten hieß es dann: durchatmen und den Kopf frei kriegen - raus aus der Tür, was uns zu Schritt 3 des Hausbaus führt:
Schritt 3: Tür- und Fensteröffnungen
Eingang 1,5m hoch
Fenster: klein und hoch, zur Belüftung
Lieber Frank, deine Tür stand immer offen. Für Anwärter, für gerade ernannte Mitarbeiter, für die ganz Aktiven und für alte Hasen, die nach langer Zeit mal wieder vorbeischauen. Jeder war bei dir willkommen, die Tür bzw. deine Telefonleitung für ein Gespräch, einen Ratschlag oder gemeinsame Projektideen immer offen. Besonders toll fand ich, wie viel du den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen zugetraut und vertraut hast und dabei gleichzeitig die notwendige Beratung und Hilfe angeboten hast – ohne als übervorsichtige, eierlegende Wollmilchsau aufzutreten ;-)
Und da sind wir auch schon bei
Schritt 4: Dachkonstruktion
Holzbalken quer über die Wände legen.
Darauf Schilfrohr oder Palmzweige als Unterlage.
Oben eine Schicht aus gestampftem Lehm aufbringen.
Die meisten Dächer der Häuser damals waren begehbar – auch sie mussten also tragfähig gebaut werden. Sie wurden u.a. als zusätzlicher Wohnraum genutzt - denn es gibt immer Luft nach oben, im wahrsten Sinne des Wortes. Lieber Frank, du warst stets offen für neue Ideen, für Innovation, hast dich regelmäßig fort- und weitergebildet und den Blick in die Weite schweifen lassen. Ich erinnere mich z.B. an deinen Studienurlaub, wo du das EJW Württemberg in Stuttgart besucht hast und mit folgendem tollen Satz wiederkamst: “Wer Jugendarbeit macht, muss Bock haben mit Jugendlichen abzuhängen.”
Und auch hast du nicht davor gescheut, den Ausbildungskurs stets weiterzuentwickeln und kürzlich dann sogar komplett neu zu denken.
Das waren sie: 4 simple Schritte – fertig ist das Haus (abgesehen von der Inneneinrichtung und dem optionalen Innenhof, aber das lassen wir heute mal weg), gebaut von Frank, dem Baumeister, auf festem Grund, mit Platz für uns alle und mit genug Freiraum für Neues.
Lieber Frank, dieses solide Haus hat das ein oder andere Unwetter gut überstanden. Tatsächlich kam direkt die erste Feuerprobe viel schneller als erwartet. Nur wenige Monate nach deinem Beginn als LdM teilte der damalige Geschäftsführer Wolfgang Bolt, also Piets Vorgänger, mit, dass er zum 1.4.09 das EJW verlassen würde. Diese Nachricht schlug bei euch in der Hauptamtlichen-Runde wie eine Bombe ein. Du warst eigentlich noch in den Anfängen deines Hausbaus, hattest vielleicht gerade das Fundament und ein paar erste Steine gelegt, und plötzlich wurde wieder alles auf den Kopf gestellt. Gemeinsam mit Regina als deine Stellvertreterin wurdest du für gut ein Jahr neben deiner Tätigkeit als LdM auch Geschäftsführer des EJW Hessens. In dieser Zeit ging dein Hausbauprojekt LdM vielleicht etwas langsamer voran, aber das Wichtigste war erst einmal, die Stellung zu halten, bis Piet dann im Juni 2010 Geschäftsführer wurde.
Und auch danach wird es weitere Unwetter gegeben haben, in denen dir das Wasser bis zum Halse stand. Aber du hast es geschafft, Stürmen und Platzregen stand zu halten und dich niemals beirren zu lassen.
Lieber Frank, danke für deinen unermüdlichen Einsatz der letzten 31 Jahre. 15 Jahre beim EJW Darmstadt, 16 Jahre beim EJW Hessen.
Zusammenfassend lässt sich also ganz klar sagen: Wer auf Frank baut, baut nicht auf Sand. Das durften wir immer wieder erfahren durch deine sehr verlässliche Arbeitsweise, deine Gabe, Beziehungen zu gestalten und wachsen zu lassen, durch das Einhalten von Absprachen und Zusagen und durch deine detaillierten Vorbereitungen. Und dabei warst du stets ein verlässlicher Ansprechpartner - in allen Lebens- und EJW-Situationen.
Bezüglich der Frage, WIE man denn nun auf die richtige Art und Weise baut, haben wir wohl dennoch keine wirkliche Antwort gefunden. Und wahrscheinlich ist die Antwort am ehesten, dass es nunmal keine universelle Anleitung gibt für das Haus, an dem man sich vornimmt, zu bauen. Was wir wohl aber doch wissen ist, dass das, was du gemacht hast Frank, schon in eine sehr richtige Richtung geht. Und so wollen wir das Fundament erhalten, das du auf Gott und deinen Glauben gebaut hast, ganz nach dem Vorbild deiner Arbeit der letzten Jahre.
Für uns - und auch für dich - wird der Abschied trotzdem nicht ganz leicht sein. Du musst die vielen Menschen, mit denen du jahrelang zusammengearbeitet hast, verabschieden und etwas zurückzulassen, das dir viel bedeutet. Doch wir können dir versichern: auch wir wollen und werden weiterbauen an dem, was du über die Jahre aufgebaut hast und sind gespannt, was uns noch erwarten wird, von dem wir dir dann berichten werden.
Und auch wenn der heutige Tag unter dem Motto Verabschiedung steht, soll er doch auch unter dem Motto Ausblick und Neuanfang stehen. Denn wenn der Bauabschnitt EJW nun für dich endet, wird ein neuer beginnen. Du wirst deine Gaben und Talente anderswo einsetzen können und an anderer Stelle weiterbauen - und darauf freust du dich sehr. Du gehst zurück nach Nordhessen, in deine Heimat Hephata. Dort warten viele Freunde auf dich und du hast schon verschiedene Ideen, wo du beruflich “weiterbauen” willst. Aber nicht so schnell. Erst einmal willst du wohlverdient einfach mal ein wenig Pause machen und die Dinge auf dich zukommen lassen. Dein gesamtes Leben hast du durchgeplant - und nun ist es an der Zeit, einfach mal ein bisschen zu leben. Und dann wird weitergeschaut.
Wir wollen gleich das Lied “Sandyland” singen, was Frank sehr gerne mag. Dort heißt es:
Well, the storms may come and go
But the peace of God you will know.
Lieber Frank, das wünschen wir dir: Gottes Frieden in stürmischen und in ruhigen Zeiten. Egal, was dein Weg für dich bereithalten mag, Gott wird als derjenige, auf den du gebaut hast, immer an deiner Seite sein. Dein fester Grund. Und von Herzen wünschen wir dir, dass du dir dessen immer sicher sein kannst.
Amen.